Streit um Werbekampagne

 
150 000 Euro für Link auf Ryanair-Seite seien quasi ein Schnäppchen. Findet TAN-Geschäftsführer Rolf Adolphs.

KREIS KLEVE. Auf dem Parkett "Marketing" weiß er sich sicher zu bewegen. Das stellte Rolf Adolphs, Kreis-Wirtschaftsförderer in Viersen und nebenberuflich Geschäftsführer der Touristik-Agentur Niederrhein, gestern im Kreisausschuss unter Beweis. Er versuchte zu erklären, warum das touristische Projekt 2-Land, dem der Kreis Kleve seit einiger Zeit angehört, drei Jahre lang 150 000 Euro pro Jahr in eine Marketing-Aktion mit der irischen Low-Cost-Airline Ryanair investieren will. Gegenleistung dafür sei unter anderem eine Verlinkung der Startseite von Ryanair mit www.niederrhein-tourismus (NRZ berichtete). Nicht nur das: Alle zwei Monate würden 270 000 Besucher der Ryanair-Internetseite zielgruppenoritiert per Email angeschrieben. "Das ist taufrisches Material, tagesaktuell", schwärmte Adolphs geradezu.

Handverlesene Adressen, mit denen in England gezielt für die Region Niederrhein geworben werden solle. Sowohl die deutsche als auch die niederländische Tourismuszentrale würden dort ein Potenzial sehen, ergänzte Adolphs. Die 270 000 Adressen anderweitig zu kaufen, wäre möglich aber zu teuer gewesen. Der aktuelle Tagespreis liege bei 120 000 Euro. Kritische Anmerkungen, das sei zumindest verdeckte Subvention, wies Adolphs zurück: "Wir kaufen uns bei einem Benutzer ein, dem wir noch nicht einmal das Wasser reichen können". Ryanair werde immerhin gestattet, auf sein eigenes Produkt hinzuweisen...

Versuchskaninchen seien die 2-Land-Partner übrigens nicht. Lübeck habe ähnliches mit Ryanair praktiziert. 100 000 Übernachtungen seien dadurch generiert worden. Der Stadt sei allerdings nach einem Jahr die Luft ausgegangen. Darum setzt Adolphs auf Nachhaltigkeit. Ohne Vertrag übrigens. Quasi als "Good-Will-Aktion" - von Monat zu Monat.

Mit Blick auf die ausstehende Urteilsbegründung des Oberverwaltungsgerichts Münster, das die zivile Nutzung des Flughafens in Weeze untersagt hat, und die damit unsichere Situation mahnte Albert Holzhauer (SPD) zur Vorsicht. Der Flughafen sollte derzeit nicht in derartige verdeckte Finanzierungen einer Airline hineingezogen werden.

Das wies Landrat Wolfgang Spreen als "Unterstellung, die durch nichts zu begründen ist", zurück. Dem Flugverkehr stehe auch künftig kein grundsätzliches Hindernis entgegen. Er könne ferner nicht verstehen, dass Holzhauer ein Untergangsszenario male, das nicht unbedenklich sei. CDU-Fraktionschefin Ulrike Ulrich betonte, ihre Fraktion lasse nicht zu, dass Ryanair derart in Mißkredit gebracht werde. Im Gegenteil: Es müsse alles daran gesetzt werden, das Projekt zu realisieren. Die CDU stimmte dem jährlichen Kreis-Zuschuss von 50 000 Euro zu.

Rolf Adolphs erinnerte sichtlich verschnupft daran, dass er sich im 2-Land-Projekt für den Kreis Kleve als Partner stark gemacht habe und die regionale Fahne hochhalte. Die Kreise Viersen und Wesel sowie die Stadt Duisburg hätten dem Marketing-Konzept zugestimmt. Darum sei es unfair, wenn der Kreis Kleve nein sage.

GABY BOCH