Ein Loblied auf die Planwirtschaft

UnsereWOCHE

VON ULLI TÜCKMANTEL

KREISKLEVE Angesichts der intellektuellen Qualität mancher politischen Debatte könnte man gelegentlich den Eindruck gewinnen, die Bundesrepublik Deutschland als der erfolgreichste Staat, der je auf deutschem Boden existiert hat, sei 1990 der DDR beigetreten und nicht umgekehrt.

Von der Lufthansa, die demnächst ab Düsseldorf weniger Passagiere zu internationalen Zielen transportieren wird als Ryanair ab Weeze, wissen wir zum Beispiel, dass sie Wettbewerb für schädlich hält, das Heil des deutschen Luftverkehrs im Zentralflughafen vermutet und daher auch gleich die Deutsche Flugsicherung unter die Fittiche des Kranichs bringen möchte. Diese Denkungsart unterscheidet sich nur unwesentlich von den planwirtschaftlichen Vorstellungen Herbert Keddis, der allerdings als letzter Verkehrsminister der SED in Ost-Berlin residierte.

In sogenannten „Politikbriefen“ erklärt die Lufthansa „Entscheidern“ gern die Welt und den großen Plan: „Deutschland benötigt keine unnötigen Kleinstflughäfen. Stattdessen muss die bestehende Infrastruktur nachfragegerecht ausgebaut werden. Die Ausbauprojekte Frankfurt und München haben absolute Priorität“, tönte es schon vor zwei Jahren aus dem Lufthansa-Politbüro - garniert mit der frei erfundenen Behauptung, in Weeze würden die Airport-Arbeitsplätze höher subventioniert als im Steinkohlebergbau.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Paul K. Friedhoff ist einigermaßen frei von dem Verdacht, gegen Privatisierungen zu sein. Um so ernster ist seine Warnung zu nehmen, dass eine privatisierte Deutsche Flugsicherung nicht in die Hände der Lufthansa geraten darf. Dass Fluglotsen um 22.30 Uhr den Löffel fallen lassen und mit Lufthansa-Airports konkurrierende Sektoren einfach dicht machen, wie in Weeze am 30. Juni geschehen und von der RP exklusiv berichtet, könnte sich dann nämlich unter Vorbringung dollster Argumente zum Regelfall entwickeln.

Man kann sich mühelos ausmalen, was es für die von der DFS als „secondary airports“ (zweitrangige Airports) eingestuften Flughäfen bedeutete, wenn es der Lufthansa durch Übernahme der DFS-Mehrheit gelänge, ihr Programm „Deutschland benötigt keine unnötigen Kleinstflughäfen“ am Lotsentisch des DFS-Kontrollzentrums in Langen umzusetzen. Dieses Loblied auf die Planwirtschaft darf die Politik am Boden nicht mitsingen, wenn die Bürger vom Wettbewerb in der Luft profitieren sollen.