Die Zukunft ist wichtiger als die Statistik


FLUGHAFEN. Etwa 100 Interessierte diskutierten im Gocher Kastell über Arbeitsplätze, die Flugerlaubnis und die Finanzierung am Weezer Airport.

GOCH. Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Diese beliebte Forscherfloskel ließ sich auch am Mittwochabend gut anwenden. Es kommt eben wie so oft auf die Perspektive an. "Der Flughafen Laarbruch - Jobmotor oder Fass ohne Boden?" hatte die SPD Goch in ihrer Infoveranstaltung gefragt. Auf diese Frage wollten etwa 100 Gäste eine Antwort bekommen und waren dem Aufruf ins Gocher Kastell gefolgt. Auf dem Podium: Ludger van Bebber, der Geschäftsführer des Flughafens, Roland Katzy, der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Ute Sickelmann von den Kreistags-Grünen.

Erwartungsgemäß hob van Bebber die positive Entwicklung auf dem Gelände hervor: die Ansiedlung von Firmen mit der Prognose, am Jahresende insgesamt 700 Arbeitsplätze zu haben, die Entscheidung von Ryanair, Weeze zur Homebase zu machen, die prognostizierten Passagierzahlen von zwei Millionen in zwei Jahren. Dass Ute Sickelmann der Euphorie Contra gab, war ebenso wenig überraschend. Die Kreistags-Grüne zeigte sich gut vorbereitet und jonglierte mit anderen Zahlen, vermochte aber in letzter Konsequenz viele Besucher wohl doch nicht zu überzeugen.

Diese waren offenbar auch weniger an einer genauen Auflistung der Beschäftigten interessiert, als vielmehr an der Frage, wie es nach einem möglichen negativen Gerichtsurteil in Leipzig weitergehen könnte. Für Roland Katzy stand es außer Frage, dass weitergeflogen wird. Als aus dem Plenum konkrete Kritik geäußert wurde, hob Katzy gar seine Stimme an und betonte, dass man doch "bekloppt" gewesen wäre, den Flughafen nicht so zu nutzen, wie man es jetzt tut. "Sollten wir da etwa ein Wassersportzentrum draus machen?" fragte der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende mit Blick auf eine mögliche Auskiesung auf dem Gelände.

Eine andere Sorge konnte er abmildern: Die Frage nach der Finanzierung, die gestern auch im Kreisausschuss diskutiert worden ist. "Es gibt nur noch Geld, wenn die Anteile erhöht werden", unterstrich Katzy. Die Gespräche mit dem Eigentümer Buurmann sind ausgesetzt, weil dieser kein Angebot vorgelegt habe (die NRZ berichtete). Was Mittwoch schade war: Die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm, Heike van Straelen, musste aus persönlichen Gründen absagen. Somit war eine Diskussionsfacette genommen.

WEITERE ZAHLEN

Der niederländische Eigentümer des Flughafens muss die zinslosen Kredite des Kreises ab 2010 zurückzahlen. Die Höhe der Darlehen beläuft sich auf mittlerweile 24 Millionen Euro. (sovo)

30.08.2007 SONJA VOLKMANN