Diamonda und die Mondlandung

Die Dimensionen des Diamonda-Projekts rufen nicht nur bei niederrheinisch-bodenständigen Zeitgenossen ungeahnte Schwindelgefühle hervor: Für die gigantische Summe von 750 Millionen Euro plant eine niederländische Investoren-Gruppe (wer auch sonst, lässt sich getrost angesichts von Kernie, Laarbruch und Co. lästern) auf einem 40 Hektar großen Gelände des Airports Weeze einen wetterunabhängigen, weil überdachten Freizeitpark - 2000 Arbeitsplätze und 20000 Gäste täglich inklusive. Wie sagte Astronaut Neil Armstrong so schön, als er am 21. Juli 1969 den Mond betrat: „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit“. Für den kleinen Flughafen, der mit zwei Millionen Passagieren ab 2008 gar nicht mehr so richtig klein sein wird, und für den gesamten Kreis Kleve wäre die Verwirklichung des unglaublich anmutenden, aber wirtschaftlich klug durchdachten Schachzugs nicht nur ein großer Schritt, sondern ein Quantensprung. Ein Sieben-Meilen-Satz übrigens, der beim aus allen Nähten platzenden Airport-Bruder Düsseldorf die leise Ahnung stärken könnte, dass Weeze wohl doch nicht am Ende der Welt liegt, sondern mitten im Ballungsgebiet zwischen Randstad Holland und Ruhrgebiet - weshalb einst bekanntlich schon die A 57 gebaut wurde.

Skeptiker aller Schattierungen seien vorsichtig daran erinnert, welch hämisches Gelächter einst ein (niederländischer) Mann mit dem Namen Henny van der Most erntete, als er von seiner Vision erzählte, die nie ans Netz gegangene Sieben-Milliarden-Mark-Ruine Schneller Brüter in einen Vergnügungspark zu verwandeln. Kernie steht und wächst - und hat den Lachern längst eine lange Nase gedreht.

Sollte der Plan klappen, ist freilich die Politik gefragt. Denn für einen europaweit einmaligen Park dieser Größenordnung ist die vorhandene Infrastruktur eher hinterwäldlerisch. Will sagen: Die im Kreistag schon längere Zeit vieldiskutierte Straßenanbindung zum Flughafen muss so schleunigst wie möglich nicht mehr besprochen, sondern umgesetzt werden. Übersetzt: Auf den Bund und eine Bundesstraße warten heißt Zeit verplempern. Und die haben die Entscheidungsträger vor Ort einfach nicht, wenn „Diamonda“ tatsächlich ab 2012 funkelt.

ULLI TÜCKMANTEL/JÜRGEN LOOSEN