Niederrhein sortiert
sich neu
VON ULLI TÜCKMANTEL
Niederrhein/München 90 Flaschen Weißwein später waren sich die
Niederrheiner in der Hypo-Kunsthalle an der Theatinerstraße in München
immer noch nicht einig: War das Zerschneiden des roten Bandes zur
Eröffnung des Expo-Empfangs „Duisburg plus Niederrhein“ nun einfach ein
komischer Einfall oder doch eher der Anfang vom Ende der Gemeinsamkeiten
im IHK-Bezirk Duisburg-Kleve-Wesel? 2008 gibt der Kreis Kleve seine
Selbstständigkeit auf der nordeuropäischen Leit-Messe für
Gewerbeimmobilien auf und wechselt an den Stand des „Mittleren
Niederrheins“.
Angesichts der immensen Aufmerksamkeit, die die Kreis Klever nicht
zuletzt dank des „Diamonda“-Projekts in diesem Jahr auf sich zogen,
fällt der Schritt keineswegs leicht. Kleves Bürgermeister Theo Brauer
ließ bereits am ersten Messetag keinen Zweifel daran, was er von der
Sache hält: überhaupt nichts. Immerhin näherten sich der Kreis Kleve und
der mittlere Niederrhein auf der Messe mit feierlich angekündigten
gegenseitigen Besuchen schon einmal vorsichtig an; rücksichtsvoll wurden
die Mönchengladbacher auf ihr Flughafen-Desaster gar nicht angesprochen;
auf dem Gemeinschaftsstand von Krefeld, Mönchengladbach und den Kreisen
Viersen und Neuss spielte der Düsseldorfer Ableger faktisch keine Rolle
mehr.
Am Kreis Klever Stand dominierte nach dem „Diamonda“-Auftritt gestern
das Gelderner Bahnflächen-Projekt. Dazu hatten die Gelderner nicht nur
das Architektur-Modell mit dem künftigen Behördenzentrum aus neuem
Finanzamt und Polizeiinspektion mitgebracht, sondern präsentierten als
Werbemittel eine 360-Grad-Ansicht des Areals, die zugleich als Kalender
nutzbar ist. Die Resonanz: „Wir hatten den ganzen Tag gut zu tun, vor
allem viele Projektentwickler haben sich für das Projekt interessiert
und waren angenehm überrascht, dass ihnen dort nicht jedes Details
vorgeschrieben wird.“
Die Expo, die heute nach dem Aussteller- wohl auch einen Besucherrekord
vermelden wird, dürfte aus Kreis-Sicht das bei weitem erfolgreichste
Engagement auf der Münchner Messe gewesen sein. Auch der Straelener
Bauunternehmer Hermann Tecklenburg zeigte sich höchst zufrieden: „Ich
überlege jedes Jahr wieder, ob sich der finanzielle Aufwand lohnt. So
einen Auftakt wie in diesem Jahr habe ich noch nie erlebt. Meine
Mitarbeiter hatten am Montag nicht einmal Zeit, sich einzuarbeiten. Die
waren pausenlos in Gesprächen.“
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