Flughafen will Stromnetz verkaufen - ans RWE?

VON ANJA SETTNIK

weeze Ob’s nur daran liege, das Jubiläum erreichen zu wollen? Natürlich nicht - Weezes Bürgermeister Ulrich Francken ist überzeugt von der Zusammenarbeit mit dem RWE, die jetzt schon 97 Jahre lang besteht. Gestern wurde der Konzessionsvertrag zwischen der Gemeinde und dem RWE-Vorstand im Weezer Rathaus um 20 Jahre verlängert. Mit der Bindung an einen bestimmten Stromlieferanten hat das nichts zu tun - es geht um Ausbau und Instandhaltung der Netze. Kurz, um einen „Wegerechtsvertrag“.

Seit der Liberalisierung ist das RWE vorwiegend Netzbetreiber und bezieht sein Geld aus den Durchleitungsgebühren der Stromlieferanten. Dass die Leitungen stets gut gewartet sein müssen, das verlangt jeder verbraucher - ob gewerblich oder privat. Das (regulierte) Geschäft ist schwieriger geworden, gibt Achim Südmeier vom RWE-Rhein-Ruhr-Vorstand zu. Um so wichtiger sei es für die Kosteneffizienz, zusammenhängende große Gebiete bewirtschaften zu können. Außer in Kleve, Geldern und Goch, wo die Stadtwerke die Netze betreiben, ist im Kreis überall das RWE zuständig.

10500 Einwohner werden in Weeze mit RW-Strom versorgt, 51 Gigawattstunden jährlich werden im Gemeindegebiet abgegeben. Im Pressegespräch deutete das RWE gestern an, auch Interesse am Netz des Airports zu haben. Auf Anfrage der RP bestätigte Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber, man erwäge, das Stromnetz zu veräußern. „Unser Kerngeschäft ist das Fliegen, nicht der Strom.“ Der Flughafen musste zur Zeit der Briten mehrere 1000 Leute mit Strom versorgen, unter anderem 400 Wohnungen. „Aus dieser Zeit gibt es auf dem Gelände noch etwa 30 Trafo-Stationen!“ Ein Verkauf des Netzes „an RWE oder einen anderen Interessenten“ müsse dem Flughafen jedoch deutliche Vorteile bringen, kündigt van Bebber an. Der Preis werde wohl bei unter einer Million Euro liegen - „das ist keine Summe, die großen Einfluss auf unsere Finanzlage hat.“

Francken betonte, der Netzbetreiber könne nur bei langfristigen Verträgen planen. Kurzfristig wird zum Beispiel eine neue Umspannanlage am Gewerbegebiet errichtet sowie ein Wohnbaugebiet mit Stromleitungen erschlossen. Der Rat habe der Vertragsverlängerung einstimmig zugestimmt.