Wirtschaft kontra Umwelt
19.03.2008 / Mantel Sonstige

Pro und Kontra des Flughafens Niederrhein diskutierten Ludger van Bebber und Heike van Straelen. Es blieb sachlich-konstruktiv. (Foto: Thomas Momsen)

GABY BOCH

SONJA VOLKMANN

KREIS KLEVE. Er will dem Airport Flügel verleihen. Peilt den wirtschaftlichen Aufschwung an. 1,5 Millionen Passagiere in diesem Jahr mit Option auf 2,5 Millionen: "Dann steht das Projekt wirtschaftlich auf soliden Füßen", sagt Ludger van Bebber, Geschäftsführer des Airport Niederrhein.

Sie will dort kein einziges Flugzeug starten oder landen sehen. Wirft als Kontra-Argument Umweltaspekte in die Waagschale. Lärmbelästigung, Zerstörung von Landschaft, Lebensraum und Lebensqualität. Dafür kämpfen Heike van Straelen und ihre Mitstreiter von der Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm mit juristischen Mitteln. Die NRZ hatte die beiden "Gegner" zum Streitgespräch eingeladen.

Die Umweltbelastung bestreitet van Bebber nicht: "Der Flughafen verursacht Immissionen. Wir versuchen alles zu tun, um das in Maßen zu halten." Dazu trage der technische Fortschritt bei. Die neuen Maschinen von Ryanair würden 40 Prozent weniger Lärm verursachen, 40 Prozent weniger Kerosin benötigen.

Winnekendonk stark belastet

Zum Vorwurf van Straelens, Winnekendonk würde durch die derzeitigen Flugrouten überproportional belastet, räumt van Bebber ein, das treffe zu. Es liege an den Zielen, werde aber in der Lärmschutzkommission neu diskutiert: "Ich schließe nicht aus, dass es Änderungen geben wird."

Wie stark die Belastung durch Lärm nun wirklich sei, möchte van Straelen wissen. Die Auswertung einer mobilen Messstation hätte für Siebengewald und Goch "extrem niedrige" Werte gegeben, in Winnekendonk werde derzeit gemessen, so van Bebber. Dort sinken die Werte der Grundstücke und Immobilien beträchtlich, hält van Straelen dagegen.

Es gibt jedoch ein Interesse, dass beide Kontrahenten verbindet: die für den Sommer zu erwartende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig. Die Erwartungen sind naturgemäß gegensätzlich. Heike van Straelen hofft darauf, dass das Gericht das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster bestätigt. Dann wäre die zivilrechtliche Nutzung des ehemaligen Flughafens nicht möglich, die flugrechtliche Genehmigung hinfällig. Ludger van Bebber baut auf das Gegenteil. Er beruft sich darauf, dass der Flughafen in den letzten zwei Jahren gezeigt habe, dass der Betrieb funktionieren kann. Trotz der schwierigen Lage: "Wir laufen mit Blei an den Füßen rum", beschreibt er die Situation mit Blick auf Verhandlungen mit Airlines und Firmen für das geplante Euregionale Zentrum.

Positive Entwicklung

Seit Ryanair im vergangenen Jahr eine Basis auf dem Flughafen eröffnet habe, sei eine positive Entwicklung zu verzeichnen. 700 Jobs gebe es derzeit in den Bereichen Airlines, Service, Dienstleistung etc. Davon sei nur ein Bruchteil 400-Euro-Jobs, betont van Bebber. Dazu zähle - wie an anderen Flughäfen - das Flug- und Abfertigungspersonal. Die Beschäftigten arbeiten dort im Schichtdienst an sieben Tagen die Woche. 40 Piloten hätte Ryanair in Weeze stationiert, sie würden im näheren Umfeld wohnen, da sie innerhalb einer Stunde verfügbar sein müssten. Wobei für van Bebber Arbeitsplätze nur ein "Nebenprodukt" sind: "Die wirtschaftliche Entwicklung muss das Ziel sein, dann kommen die Arbeitsplätze automatisch." Einen nicht nur von den Flughafengegnern befürchteten Nachtflug werde es nicht geben: "Dieses Ziel verfolgen wir derzeit nicht. Frachtflug wird ein Nischenprodukt bleiben", versichert Ludger van Bebber.

Im Gegensatz zu anderen Regionalflughäfen werde Laarbruch privatwirtschaftlich betrieben, erklärt der Geschäftsführer. Das allerdings bezweifelte van Straelen mit Blick auf die 24,5 Millionen Kredite des Kreises Kleve.