Flugunfall-Experten tagen am Airport

VON MARC CATTELAENS

Weeze Alarm am Flughafen. Ein Jumbo-Jet ist bei der Landung von der Piste abgekommen. Als erste rücken an: Feuerwehrleute, Sanitäter und - die Beauftragten für Flugunfalluntersuchung. 50 von ihnen nehmen zurzeit an einer Weiterbildung im Flughafen Weeze teil.

Airbus-Flugkapitän Lothar Müller geht mit den Sicherheitsfachleuten die Flugunfälle des letzten Jahres durch. In welchen Fällen hat die Zusammenarbeit mit der BFU-Zentrale (Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig) gut funktioniert, wann hätten die Beauftragten schneller reagieren müssen? Die BFU unterscheidet zwischen normalen und schweren Störungen sowie Unfällen. „Eine schwere Störung ist eingetreten, wenn sich der Pilot ein Bein bricht, ein Reifen platzt oder das Flugzeug von der Landebahn abgekommen ist, aber es keine größeren Schäden gibt“, erläutert Müller. Sofort machen sich die Beauftragten an die Spurensicherung und schießen Fotos zur Beweisaufnahme. „Da kommt es auf Minuten an, beispielsweise wenn die Ursache vereiste Tragflächen sind. Die können am Boden schnell abtauen“, weiß der Flugkapitän.

Am Flughafen Weeze sind derzeit zwei Beauftragte für Flugunfalluntersuchung eingesetzt. Wenn sie entscheiden, dass die Unfallursache genauer geklärt werden muss, rücken die Experten aus Braunschweig an - wenn es sein muss, auch mit dem Hubschrauber. „Wir können in drei Stunden an jedem deutschen Flughafen sein“, sagt Müller. Herausforderungen lägen in neuartigen Verbundmaterialien wie Kohlefaser in neuen Modellen wie A 380 oder Dreamliner. „Wenn es da zum Crash kommt, wird es extrem gefährlich. Dann sind diese Flugzeuge rollende Zeitbomben“, warnt der Sicherheitsexperte.