Einzugsbereich nach Kfz-Kennzeichen -nur D- 14. Kalenderwoche 2004
(
Airport Niederrhein, ein Projekt des Lk-Ek-13,2-St, FSG Geldern)

Im Rahmen eines Projektes zur Informationstechnologischen Grundbildung und der geographischen Methodenschulung sind die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Erdkunde der Jahrgangsstufe 13,2 am FSG Geldern der Frage nachgegangen, wie knapp ein Jahr nach der Eröffnung des Airports NRN die Herkunft der Passagiere ermittelt und kartographisch dargestellt werden könnte.

Vorüberlegungen:

Die umfassendste und zugleich zeitaufwändigste Form wäre die Befragung aller Passagiere bei der Abfertigung innerhalb der 14. Kalenderwoche des Jahres 2004 gewesen, was aber aus verständlichen Gründen nicht realisierbar war.

Für die An- bzw. Abreise der Passagiere des Airports NRN stehen derzeit folgende Möglichkeiten zur Verfügung: Flugzeug, private Pkw und sonstige private Fahrzeuge incl. Zubringerdienste, Taxen (incl. Taxibusdienst als Bestandteil des ÖPNV), Mietwagen, Transferbusse. Ein Bahnanschluss besteht ja bekanntermaßen nicht.

Die Gruppe hat sich für eine Zählung und anschließende Kartierung der am Airport geparkten Privatfahrzeuge entschieden, da über die Kennzeichen Aussagen über die Zulassungsorte und damit weitgehend über die Herkunft der Fahrzeugführer möglich sind. Da Fahrzeuge über eine unterschiedliche Anzahl von Sitzen verfügen und diese nicht immer alle besetzt sind, ist kein Rückschluss auf Passagierzahlen möglich.

Da die geographisch interessierten Schülerinnen und Schüler primär an der Ausprägung der Raumwirksamkeit des Airports NRN interessiert waren, bot sich für die optische Präsentation der Zählergebnisse eine Karte aller Kfz-Zulassungsbezirke in der Bundesrepublik Deutschland an, wie sie im Internet zu finden ist.

Vorgehen:

Nach einigen Vorübungen und methodischen Überlegungen teilte sich die Kursgruppe in drei Arbeitsgruppen. Diese erreichten zusammen mit ihrem Fachlehrer per Bahn und Taxibus den Airport. Die Zählungen fanden auf und in der Nähe der Parkplätze P1 und P2 am Montag und Mittwoch jeweils zwischen 15,30 und 16,00 Uhr und am Samstag zwischen 12,00 und 12,30 Uhr statt.

Die ermittelten Zahlen wurden in einer Datenbank zusammengefasst (=Stichprobenergebnis für drei Nachmittage in der 14. Kalenderwoche). Erfragt wurden zudem bei den am Airport ansässigen Mietwagenunternehmen die Zahl der bereitstehenden Fahrzeuge (incl. der Zulassungsbezirke), um sie aus der Zählung herauszunehmen. Ferner wurden, soweit durch Logo erkennbar, Mitarbeiterfahrzeuge nicht mitgezählt. Eine Differenzierung der ausländischen Fahrzeuge erfolgte lediglich nach der Nationalität, da -wie bei den Niederlanden- eine örtliche Zuordnung nach Zulassungsbezirken aus den Kennzeichen nicht ablesbar ist. Die festgestellten Ergebnisse wurden in einer Datenbank erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse:

a) Die angetroffenen 1874 deutschen Fahrzeuge (= 65,75% der Gesamtsumme) waren in 153 Zulassungsbezirken registriert.

b) Die gezählten 976 ausländischen Fahrzeuge (= 34,25% der Gesamtsumme) sind 14 Nationen zuzuordnen, wobei die Niederlande mit 871 Einheiten erwartungsgemäß den größten Anteil hatten (= 30,56% der Gesamtsumme). In weiterer Folge sind Großbritannien (56), Belgien (25) und Österreich (8) zu nennen, während alle anderen Nationen mit <5 Einheiten aufgenommen wurden.

Auswertung:

a) Die 281 Städte und Landkreise, die bei den Zählungen nicht vertreten
waren, sollen als weiße Flächen in der Karte erscheinen. Die Gruppenbildung der 153 anderen Zulassungsbezirke erscheint schwierig, da einerseits eine regionale Gewichtung deutlich werden soll, andererseits die nationale Streuung (<10 Einheiten, meist 1) nicht unterdrückt werden soll.

Der folgende Konsens konnte erzielt werden über die Klassenbildungen bei den Abstufungen im nationalen und internationalen Bereich

D 1 - 10 Int. 1 - 10 BG, CH, E, F, FL, IRL, N, PL, SF, US
D 11 - 25 Int. 11 - 25 A, B
D 26 - 50 Int. 26 - 50 -
D 51 - 100 Int. 51 - 100 GB
D 101 - 200 Int. 101 - 200 -
D 201 - 318 Int. 201 - 500 -
Int. 501 - 1000 NL

Interpretation:

a) Der regionale Bezug des Airports NRN zu Nordrhein-Westfalen wird sehr deutlich, die Schwerpunkte liegen neben dem Kreis Kleve im Kreis Wesel und der Stadt Düsseldorf. Aber auch Passagiere aus den Kreisen Viersen, Unna, Borken und der Stadt Essen sind stärker ver-treten. Aus der Fläche ragen die Städte Hamburg, Berlin, München, Kassel, Wiesbaden und Osnabrück mit positiveren Werten (im Vergleich zum jeweiligen Umland) heraus.

b) Der internationale Einzugsbereich konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die direkt be-nachbarten Niederlande, gefolgt mit weitem Abstand von Großbritannien und Belgien.

Aus den bereits eingangs genannten Gründen ist eine räumliche Differenzierung in den Nie-derlanden auf die grenznahen Provinzen (Nord- u. Süd-Limburg, Gelderland) nicht möglich. Es ist aber zu vermuten, dass - ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen - die sog. Raumwirksamkeit des Airports NRN eine ähnliche Ausdehnung hat. Sie richtet sich stark nach der zeitlichen Erreichbarkeit bei Nutzung individueller Verkehrsmittel, also primär des Autos, die ihrerseits wieder von der gegebenen Infrastruktur und ihrer Auslastung / Belastbarkeit abhängt. Hier scheinen auf deutscher Seite im Vergleich zu den Niederlanden eher günstigere Bedingungen gegeben zu sein.

c) Die Verteilung der gezählten 2850 Fahrzeuge (=100%) auf die ausgewählten Wochentage der 14. Kalenderwoche ergibt folgendes Bild:

Nachtrag:

Der gekürzte Arbeitsbericht kann leider auf bestimmte inhaltliche (strukturelle) Besonderheiten und methodische Aspekte der Interpretation nicht im Detail eingehen.

Die offensichtlich äußerst positive Entwicklung der Passgierzahlen nach 12 Monaten des Be-triebs erhielt im Oktober 2004 einen herben Rückschlag, als der niederländische Billigflieger V-Bird Insolvenz anmelden musste. Die Streichung der entsprechenden Flüge führte zu einer Reduzierung der Flugbewegungen um ca. 70%, was die einseitige Abhängigkeit des Airports von dieser Gesellschaft verdeutlicht. Aussagen zu Veränderungen bei der Zahl der abgeferigten Passagiere und besonders ihrer Herkunft, was ja Ziel des Unterrichtsprojektes war, könnten in einer erneuten Untersuchung ermittelt werden. Ratsam scheint es im Augenblick, die Entwicklung abzuwarten (Gewinnung neuer Airlines, Frachtverkehr, Nachtbetrieb, u.a.).

(D. Strathen, 2004)

Kommentar
(von Rolf Toonen, Team "pro:niederrhein")

Die von den Schülerinnen und Schülern ermittelten Daten decken sich weitgehend mit den Ergebnissen einer weiteren, etwas älteren Erhebung über die Nutzung der gebührenpflichtigen Parkplätze aus dem September 2003 (s. u.). Bemerkenswerter Weise war die Airline "VBird" zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf dem Airport Weeze aktiv. Stattdessen bediente "Ryanair" zu diesem Zeitpunkt lediglich die Flugstrecke nach London (Stansted), und zwar drei Mal täglich. Daraus lassen sich einige weitere Schlüsse ziehen:

Die beiden Untersuchungen sind zu verschiedenen Zeiten entstanden, als sich auch das Angebot am Flughafen Weeze deutlich unterschieden hat. Die absoluten Zahlen waren in der "VBird"-Ära (2004) naturgemäß höher als zu Zeiten der alleinigen Nutzung durch Ryanair (2003), aber die relativen Werte sind weitgehend identisch. Daraus darf geschlossen werden, dass die unterschiedlichen Flugziele keine größeren Auswirkungen auf das Einzugsgebiet des Airport Weeze zu haben scheinen. Für den aktuellen Anbieter (Ryanair), aber auch für mögliche Neueinsteiger dürfte diese Erkenntnis nicht uninteressant sein.

Dass der Kreis Kleve "Spitzenreiter" bei den KFZ-Herkunftsorten ist, kann nicht verwundern, da der größte Teil der zahlreichen Besucher (Neugierige, Gäste der Aussichtsplattform und des Bistros) aus dem Umland stammen dürfte. Ferner könnten auch einige Angestellte des Airports, die ebenfalls im Kreis Kleve wohnen, mitgezählt worden sein. Soweit bietet die Untersuchung zunächst keine Überraschung. Darüber hinaus fällt aber auf, dass der Raum Düsseldorf mit entsprechenden KFZ besonders stark vertreten ist. Dies ist in begrenztem Maße darauf zurückzuführen, dass die kreisfreie Stadt Düsseldorf im Vergleich zu den Landkreisen überdurchschnittlich viele Einwohner hat (und dort folglich mehr KFZ zugelassen sind). Im Vergleich mit anderen Großstädten (etwa Mülheim, Oberhausen) liegt Düsseldorf aber auch deutlich vorne; selbst aus der Millionenstadt Köln kommen weniger KFZ, obwohl die Distanz zum Airport Weeze kaum größer ist. Düsseldorfer KFZ sind mithin überproportional am Airport Weeze zu finden.

Bei aller gebotenen Zurückhaltung in der Bewertung des nur als Stichprobe vorliegenden Materials darf doch vermutet werden, dass der Airport Weeze für die Bewohner des Großraums Düsseldorf überproportional interessant ist und entsprechend genutzt wird. Somit scheint der Flughafen Weeze eine ernsthafte Konkurrenz für den Airport der Landeshauptstadt zu sein, was den erbitterten Widerstand erklären könnte, mit dem das Management des Flughafens Düsseldorf gegen die Namensgebung des aufstrebenden Mitbewerbers am Niederrhein zu Felde zieht.

Stand: 01.06.2005