Beschimpfung per Telefon
Flughafengegner wurden gestern nach dem OVG-Urteil beschimpft und beleidigt.
KREIS KLEVE. Angenehm waren sie für Ahmed Siegel nicht - die Stunden nach
dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, das die Betriebsgenehmigung
für den Airport Niederrhein Dienstag aufgehoben hat (NRZ berichtete).
"Stundenlanger Telefonterror, Beschimpfungen, beleidigende Emails",
schildert der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm die meist
anonymen Reaktionen.
Ein Fünkchen Hoffnung bleibt
Heute wird der Kevelaerer das Urteil während der Versammlung um 20 Uhr in
der Gaststätte Zur Brücke in Winnekendonk mit den übrigen Mitgliedern
analysieren. Dann wird er vermutlich erzählen, dass die Beklagten - sprich
Vertreter der Bezirksregierung und des Flughafens - ihn Dienstag im
Gerichtssaal in Münster ausgelacht haben - vor dem Urteil, versteht sich.
Das Gericht habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, ist sich Ahmed
Siegel sicher. Und auch, dass die Richter sich beim Bundesverwaltungsgericht
rückversichert hätten, bevor sie eine Revision vor dieser höheren Instanz
ausschlossen. Umgekehrt ist ihm bewusst: "Es ist noch nicht ganz vorbei. Für
den Flughafen gibt es einen kleinen Funken Hoffnung, dass es weitergeht."
Arnold Angenendt, einer der Privatkläger, kann sich nicht beklagen: "Zwei
Menschen haben angerufen. Die Leute haben gefragt, ob wir denn nur an uns
selbst denken würden. Sie waren aber nicht unhöflich oder bedrohlich am
Telefon." Umgekehrt habe ein Nachbar gratuliert, sagt der Weezer.
Die Bezirksregierung kann einen Tag danach das Urteil immer noch nicht
fassen: "Damit haben wir nie im Leben gerechnet", so Sprecher Bernd
Hamacher. Sein Chef Regierungspräsident Jürgen Büssow lehnte gestern ein
Interview gegenüber der NRZ ab. Er wollte sich beispielsweise nicht dazu
äußern, ob der Bezirksregierung bei der luftrechtlichen Genehmigung Fehler
unterlaufen seien. "Wir haben keine Fehler gemacht und keine Stolperfallen
eingebaut, sondern nach bestem Wissen und Gewissen juristisch geprüft",
betont Bernd Hamacher. Derzeit spreche jedenfalls einiges dafür, dass die
Bezirksregierung wie angekündigt Beschwerde einlege.
Hans-Josef Kuypers, Wirtschaftsförderer der Stadt Kevelaer, sieht in dem
Urteil einen herben Rückschlag. Nicht nur das: Die Touristik-Agentur
Niederrhein erwäge derzeit einen Umzug von Kalkar zum Flughafen. Über die
Räumlichkeiten wollte Kuypers mit der TAN verhandeln: "Das Urteil kommt zur
falschen Zeit."
Mit Unverständnis reagieren die Flughafenbefürworter "Pro Niederrhein" auf
das Urteil. Deren Sprecher Heinz-Willi Knechten betont, dadurch würden erste
Erfolge in der Wirtschaftlichkeit zunichte gemacht und eine große Chance für
die Region vertan.
Die Jungliberalen sehen dagegen einen Lichtblick, selbst wenn es zum Aus
kommen sollte: Nutzung des Geländes für Musikfestivals wie Bizarre...
04.01.2006 GABY BOCH MARKUS KAMINSKI
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