"Ruhe in die eigenen Reihen bringen"

13.03.2007 / LOKALAUSGABE / KLEVE

INTERVIEW. Hansgerd Kronenberg, der neue Fraktionschef der Kevelaerer CDU, zu seinen Zielen und seiner Haltung zum Flughafen.

KEVELAER. Die CDU-Fraktion ist nicht mehr führungslos: Sie hat den dienstältesten Kevelaerer Ratsherren Hansgerd Kronenberg (71) einstimmig zum Vorsitzenden gewählt (die NRZ berichtete). Am Tag nach seiner Wahl äußerte sich der Winnekendonker Rechtsanwalt im NRZ-Gespräch.

NRZ: Glückwunsch, Herr Kronenberg! Falls man das beim derzeitigen Zustand der Fraktion überhaupt so sagen kann. Warum tun Sie sich das in Ihrem Alter noch an?

Hansgerd Kronenberg: Also, mein Alter müssten ja alle in der Fraktion kennen. Schließlich bin ich Alterspräsident im Rat (lacht). Aber ich fühle mich rüstig und gesund, und solange die Kräfte reichen, stehe ich zur Verfügung. Vorgedrängt habe ich mich bestimmt nicht. Meiner Entscheidung lag aber ein einhelliges Votum der Fraktion zugrunde. Das ist ein Motivationsschub.

NRZ: Der aktuelle Zustand der Fraktion hat Sie nicht abgeschreckt?

Kronenberg: In der Einhelligkeit, in der die Fraktion für mich gestimmt hat, sehe ich ein ernsthaftes Bestreben, dass alle sich zusammen raufen wollen. Ich muss daraus entnehmen, dass der feste Wille besteht, mit größtmöglicher Einigkeit die Sachprobleme anzugehen. Die Mitglieder der Fraktion müssen wissen, worum es geht.

NRZ: Was sehen Sie denn aktuell als Ihre wichtigste Aufgabe an?

Kronenberg: Ruhe. Ruhe und Verständnis in die eigenen Reihen hereinbringen.

NRZ: Nur in die eigenen Reihen? Immerhin ist das Verhältnis mit den anderen Fraktionen im Rat ja auch angespannt, um es vorsichtig zu formulieren.

Kronenberg: Selbstverständlich werde ich mich auch um die anderen Fraktionen kümmern. Da werden Gespräche zu führen sein. Die Zielvorgabe muss sein, dass wir wieder zur Sacharbeit kommen. Allerdings muss jeder, mit dem ich spreche, ein Maß an Verlässlichkeit mit sich bringen. Und klar ist: Wenn eine geschlossene Front gegen die CDU das Ziel sein sollte, bringen alle Gespräche nichts.

NRZ: Was für Sachthemen stehen auf Ihrer Agenda?

Kronenberg: Das müssen die nächsten Fraktionssitzungen bringen. Ich möchte wissen, worauf die Fraktion ihr Hauptaugenmerk richtet. Auch die Ortsvorsteher sind gefragt. Ich werde wohl eine Art Stoffsammlung durchführen. Die Arbeit wird jedenfalls anlaufen.

NRZ: Sie sind selbst Ortsvorsteher in Winnekendonk und stehen dem Flughafen äußerst kritisch gegenüber. Wie wollen Sie mit diesem Thema als Fraktionsvorsitzender umgehen?

Kronenberg: An meiner persönlichen Auffassung wird sich nichts ändern. Das ist natürlich ein Spagat, weil der vielleicht überwiegende Teil der Fraktion eine andere Meinung hat. Aber wir wollen als Winnekendonker, dass unsere Belastung gebührend berücksichtigt wird. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf den Fluglärm, sondern auch auf den Straßenlärm, der in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat.


NRZ: Wer wird Ihr Stellvertreter?

Kronenberg: Das steht noch nicht fest, wird aber bei einer Fraktionssitzung am 26. März entschieden.

Das Gespräch führte:

JAN JESSEN