Himmlische Unruhe

07.05.2007 / LOKALAUSGABE / MUELHEIM

LUFTVERKEHR. Deutsche Flugsicherung spricht Klartext. Hoffnung auf Münster.

Als Michael Ludwig eine Art Strickmuster an die Wand im Saal 124 des Rathauses wirft, kehrt Ruhe ein im Raum. Ein Wust an blauen, grünen, roten und gelben Linien und jede markiert einen Flug. In diesem Fall: alle Flüge am Morgen des 27. April, mitten über Mülheim. Flüge von Düsseldorf, nach Düsseldorf, von Köln, vom Flughafen Essen/Mülheim, Überflüge in großer Höhe: Ganz bewusst hatte der Mann von der Deutschen Flugsicherung das Strickmuster gestern vor rund 40 Fluglärm-Betroffenen gezeigt. Der Mülheimer Himmel, das ist internationaler Luftraum......und zwei, drei Kilometer tiefer Heimat. Die, die der Einladung der Flugsicherung zur Information gefolgt waren, wohnen in Heißen oder in Mintard. Was sie sehen und hören, ist ihnen zu viel, zu niedrig. Und nicht zu ändern: "Ich kann ihnen keine Besserung in Ausicht stellen", sagt Ludwigs Kollege Michael Fuhrmann klipp und klar. Keine Frage, seit März 2006, seit die Flugsicherung zwei Himmelsstraßen über Saarn und Speldorf gekappt hat und allen Verkehr bei Ostwind nun über Heißen führt, sind dort doppelt so viele Flugzeuge zu sehen; nördlich von Heißen solche, die Düsseldorf anfliegen, von Mintard aus mitten über den Stadtteil solche, die abfliegen. Das ist, sagten Heißener auch gestern, "nicht mehr tolerabel". Dass immer mehr geflogen wird sei "doch kein Naturgesetz", sagte ein Bewohner der Heimaterde. Und wenn, dann sollen sie doch ab Weeze fliegen. "Da stört das viel weniger Menschen." Kaum anders steht der Wut-Pegel in Mintard, wo neben den Fliegern die schildbürgerartig sanierte Ruhrtalbrücke lärmt. Von Schlafstörungen ihres Babys berichtet sie, von krank machendem Lärm. Und wegziehen könne sie auch nicht: "Unser Haus ist doch inzwischen unverkäuflich."Sollte Ludwig und Fuhrmann das nahe gehen, so lassen sie es sich nicht anmerken. Ihr Job ist es, Antworten zu liefern; für Hoffnungen sind sie nicht zuständig. Die nährte Waldemar Nowak vom Netzwerk gegen den Fluglärm. Er glaubt nicht nur, dass die Flugsicherung die Flugrouten auf die ausgeweitete Betriebsgenehmigung des Flughafens Düsseldorf zugeschnitten hat. Ein Vorwurf, den Fuhrmann vehement bestreitet. Nowak hält es auch für möglich, dass die Lärmschutzzonen neu geschnitten werden müssen und der Flughafen "Millionen an Schadenersatz" zu leisten hat. Das wiederum wies der Vertreter des Flughafens zurück. Dafür sei es in Mülheim einfach nicht laut genug.Genau dieser Punkt aber spielt heute vor dem Oberverwaltungsgericht NRW eine Rolle. Etliche Städte, auch Mülheim, klagen in Münster gegen jene Betriebsgenehmigung und die zusätzlichen Flüge morgens und abends. Der Ausgang ist ungewiss. Zuletzt hatte der Münsteraner Senat eher die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flughafens betont. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass größere Lärmschutzzonen den Richtern als Interessensausgleich dienen.

DETLEF SCHÖNEN