Nächtlicher Umweg

FLUGHAFEN. Weil die Flugsicherung in der Kontrollzentrale nicht besetzt war, mussten Ryanair-Flieger in Frankfurt-Hahn landen.

KREIS KLEVE. Von Weeze nach Frankfurt-Hahn - und retour. So kann es gehen - wenn die Zentrale der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen bei Frankfurt nicht - oder nicht komplett - besetzt ist. Geschehen am 30. Juni.

Zwei Ryanair-Maschinen konnten seinerzeit gegen 22.30 Uhr auf dem Flughafen Niederrhein nicht landen, mussten nach Hahn umgeleitet werden. Etliche Fluggäste wurden mitten in der Nacht rund 300 Kilometer mit dem Bus an den Niederrhein gefahren. Die Maschinen mussten am nächsten Morgen ohne Passagiere an Bord nach Weeze fliegen, starteten dort mit Verspätung.

Zorniger Brief an an die DFS
Die Panne hat Flughafengeschäftsführer Ludger van Bebber auf die Palme gebracht. Er hat einen zornigen Brief an die Deutsche Flugsicherung geschrieben. Weil er befürchtet, dass das kein Einzelfall bleiben könnte. Denn das staatliche Unternehmen DFS soll privatisiert werden, die Lufthansa ist am Erwerb von 49 Prozent der Anteile interessiert. Bei einem solchen Szenario sei eine deutlich unterschiedliche Behandlung der Luftraumnutzer zum Nachteil der ausländischen Konkurrenz zu befürchten, kritisiert van Bebber. Er wirft der Lufthansa "ständige unsachliche, falsche und interessengesteuerte Attacken" gegen den Flughafen Weeze vor. Verbunden mit der Bitte um Verständnis dafür, "dass für uns ein diskriminierungsfreier und gleichberechtigter Zugang zum Luftraum von existenzieller Bedeutung ist." Die Initiative Luftverkehr habe unter Mitarbeit der DFS den Airport Weeze deutlich unterbewertet, moniert van Bebber ferner.

Kritikpunkte, die DFS-Pressesprecher Axel Raab zurückweist: Der Tower in Weeze sei an dem fraglichen Abend besetzt gewesen: "Durch unglückliche Umstände war der für Weeze zuständige Sektor in der Kontrollzentrale Langen nicht mehr besetzt." Der Luftraum sei in Sektoren aufgeteilt, erklärt Raab. Und jeder Fluglotse habe die Lizenz für einen bestimmten Sektor. Für den Niederrheinsektor habe es an dem Abend keine Kontrolle gegeben, da keine Ryanair-Maschine erwartet wurde. Mit dem Masterplan habe das ebenfalls nichts zu tun: "Wir bedauern das sehr und hoffen, dass das nicht wieder passiert."

Unterstützung für seine Kritik bekam Ludger van Bebber von dem FDP-Bundestagsabgeordneten, Paul K. Friedhoff, der die DFS um Aufklärung bat. Er war wie alle Bundes- und Landtagsabgeordneten, Landrat und Bürgermeister darüber informiert worden.

25.07.2007 GABY BOCH