Parallelen zu Frankfurt-Hahn erkennbar

17.11.2007 / Lokalausgabe

DIRK KRAAYVANGER

WEEZE. Der Hahn boomt. Gemeint ist der Flughafen im Rhein-Hunsrück-Kreis - kurz: Airport Frankfurt-Hahn, wusste Landrat Bertram Fleck beim "Treffpunkt Terminal" der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve auf dem "derzeit noch kleinen" Flughafen Weeze zu berichten. Passagierzahlen, die 2007 schon bei 4,1 Millionen liegen und bis 2012 auf acht bis zehn Millionen weiter nach oben gehen sollen, und ein Investitionsvolumen in den letzten acht Jahren von 170 Millionen und weiteren 150 für die nächsten vier - das sind Zahlen, wovon der Niederrhein zur Zeit nur träumen kann. Aber der Landrat gab einen Tipp: "Machen Sie weiter, wie Sie begonnen haben." Viele Parallelen zeigten sich zwischen dem "Hahn" und dem "Niederrhein". Auch die der Abhängigkeit von der Fluggesellschaft Ryanair, die den überwiegenden Flugverkehr abwickelt. Fleck sprach von einer Airline-Monokultur. Es sei schwierig andere zu bekommen. Mit dem Risiko müsse man leben.

12 000 Parkplätze

zahlen sich aus

Er machte keinen Hehl daraus, dass "in dem nicht-fliegerischen Bereich verdient wird." Dazu gehörten auch "an seinem" Airport 12 000 Parkplätze. Das seien unter anderem die Gewinnbringer. Das Weeze durch die neue Ryanair-Basis profitiere, konnte Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber nur bestätigen: "Die operativen Verluste liegen nur noch bei einem Viertel gegenüber denen von früher." Auch das Umfeld gewinne im Bereich Vermietung und Kauf von Grundstücken oder dem Tourismus, so Bürgermeister Ulrich Francken.

Ähnlich sieht's Ulrich Büssers, Direktor des Gocher Sporthotels De Poort. Aus dem ehemaligen 100-prozentigen Seminar- und Tagungsort sei ein Haus mit Schwerpunkt "Fußball" geworden. Europäische Teams würden Station machen. Im Frühjahr sei ein Trainingslager mit 25 Mannschaften aus Skandinavien geplant. Jugendmannschaften bis zur zweiten schwedischen Liga, die alle mit dem Flieger aus dem hohen Norden kommen.

Bei aller Euphorie, die auch Dieter Krah (Abfertigungsunternehmen Serve2fly) teilt, heißt es für ihn, dass die rasche Entwicklung ähnlich wie in Hahn sich in Weeze abzeichne: "Aber eher gedämpft." Das habe Vorteile bei der Suche nach Arbeitskräften, die der Markt bei zu schnellem Wachstum nicht mehr hergebe. Während der Airport im Hunsrück auf eine 24 Stunden-Fluggenehmigung bauen kann, sieht van Bebber gute Chancen das jüngst begonnene Frachtgeschäft trotz des Weezer Nachtflugverbots auszubauen. Vielleicht nicht mit dem Wachstum wie in Hahn, auf dem man jährlich 133 000 Tonnen abfertigt.

Viele Frachttransporte und Passagiere benötigen eine gute Infrastruktur. "Im Augenblick geht's ja mit dem Verkehr", so Werner Kühlkamp von der IHK. Der Druck für die straßenseitige Anbindung an den Airport wird größer. Und die Marke drei Millionen Passagiere würde bestimmt vor 2015 erreicht. Wenig Chancen sieht der Verkehrsexperte derzeit für eine Bahnanbindung Weeze Bahnhof-Flughafen oder die Wiederaufnahme der Strecke Kleve-Nimwegen. Kühlkamp setzt auch auf Busse: "Die Busse nach Düsseldorf und Köln sind voll."

Ein bisschen vom Funken der Begeisterung, die Fleck am Donnerstagabend in Weeze versprühte, gelte es "mit nach Hause zu nehmen", hieß es vom Kreis Klever Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers.