Die Gemeinde Bergen pokert hoch

 Die Zeiten, in denen die Flughafengegner den Airport Weeze mit sämtlichen Mitteln bekämpften und es nicht einmal peinlich fanden, einen Vogelschlag an einer sich am Boden befindlichen Maschine zum Beinahe-Absturz über Bergen zu erklären, sind längst vorbei. Man ist zahm geworden jenseits des Rollfelds - westlich wie östlich. Man späht nicht mehr nur auf Lärmwerte, sondern gerne auch mal aufs eigene Konto. Um die Schließung des Airports, die anfangs mit wehenden Fahnen und zweifelhaften Mitteln propagiert wurde, geht es hinter vorgehaltener Hand schon lange nicht mehr. Jetzt geht es ums Geld.

Dass die Gemeinde Bergen in dieser Woche über ihren Bürgermeister Dick Klaverdijk verkündete, sie könne sich vorstellen, die Klage zurückzuziehen, wenn ihre Forderungen erfüllt würden, ist nicht einer plötzlichen Erkenntnis zuzuschreiben, dass der Airport so schlecht eigentlich gar nicht ist. Vielmehr steckt Machtkalkül dahinter: Wer Forderungen kurz vor einem Gerichtstermin stellt, hat größere Chancen, diese durchzusetzen. Der Airport hätte ein Interesse daran, dass Klagen zurückgezogen werden - das stärkt vor Gericht die eigene Position. Bürgermeister Klaverdijk muss wissen, dass seine Forderungen - Flüge am Wochenende frühestens ab 9 Uhr, Gewinnbeteiligung am Ticketverkauf - nicht realistisch sind. Er weiß aber auch, wann der richtige Zeitpunkt zum Pokern ist. Den kennt auch Ahmet Siegel, vormals Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm und einstiger Verfasser der Beinahe-Absturz-Mitteilung. Er, der mit einen Teil der Fluglärm-Gegner im Clinch liegt, ruft nun die „Ein bisschen Gegner“-Fraktion zur Geschlossenheit auf: „Die Kläger können jetzt das Optimum an Lärmschutz herausholen, wenn sie sich an einen Tisch setzen.“ An jenen Tisch, von dem die Flughafen-Schließung längst gewischt wurde. CORINNA KUHS . 

RP-Online