SPD: Verwalter oder Gestalter

VON MICHAEL BAERS

KREISKLEVE Drei Personen prägten den Kreisparteitag der SPD in Uedem. Zum einen war das Roland Katzy, der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion. Nach der Begrüßung durch die Kreisvorsitzende Dr. Barbara Hendricks (MdB) trug er wesentlich dazu bei, dass die Genossen bei der Verabschiedung des Kreis-Wahlprogramms zur Kommunalwahl auch emotional angesprochen wurden. „Ein Strecken der Konjunkturmittel bedeutet nichts anderes als ein Strecken der Arbeitslosenzahlen“, wollte er die Politik der Konkurrenz entlarven und sorgte für große Begeisterung unter den 112 Delegierten im Bürgerhaus.

Ebenfalls entscheidend war die Rolle von Bodo Wißen (MdL), dem SPD-Landratskandidaten, der das Kommunalwahlprogramm „Anpacken für unseren Kreis“ vorstellte. Ein Slogan, der bereits den stärksten Vorwurf an den politischen Gegner deutlich macht: „mangelnde Gestaltung, zu viel Verwaltung“. „Dieser Landrat hat wenig Ahnung von der Wirtschaft im Kreis Kleve“, urteilte Wißen, und Katzy wollte im christdemokratischen Amtsinhaber nicht mehr als einen „Bleistifthalter, der nicht aus den Schluffen kommt“, erkennen. Folglich war Landrat Wolfgang Spreen die dritte, den Parteitag bestimmende Person, denn immer wieder kritisierten und attackierten Katzy und Wißen seine Politik.

Von Bildung bis Tourismus

„Wir stehen für neue Strukturen und Perspektiven im Kreis und können es besser“, bilanzierte Wißen nach der Vorstellung des Programms, das mit Bildung, Arbeit und solidarischer Gemeinschaft nicht nur typisch sozialdemokratische Themen beinhaltet, sondern unter anderem auch die Bereiche Tourismus, Umwelt und Verkehr behandelt.

„Kein Kind soll in Kita oder Schule aus Kostengründen ohne Mittagessen bleiben“, „beitragsfreies Studium“, „Abgänger aus dem Schulsystem erhalten eine Garantie für eine anerkannte erste Berufsaus-bildung“, „über Sprachkurse hi-nausgehende Fördermaßnahmen für die Integration“, „einen Pakt für den Sport“, „Kreis Kleve soll zum ,fahrradfreundlichen Kreis’ wer-den“, „Reaktivierung der Eisen-bahnstrecke Kleve - Nimwegen“, mit Blick auf den Airport Weeze die „Forderung nach einer Fortschreibung des Luftverkehrskonzeptes NRW“ und immer wieder die Prinzipien „Naturschutz vor wirtschaftlichem Interesse“ und „Privat vor Staat“ sind nur einige der zahlreichen Vorschläge, die das Programm umfasst.

Die Delegierten verabschiedeten es denn auch einstimmig und jubelten Katzy zu, als er mit einer Mischung aus Angriffslust und Trotz Richtung CDU rief, „die müssen endlich ausgetauscht werden“. Und sollte die Kreis-SPD mit Wißen an der Spitze die Wahl gewinnen, darf der gelernte Verwaltungsbeamte ab Ende des Jahres gestalten.

rp-online