Aktionsgemeinschaft pro:niederrhein
führte Lärmmessungen anlässlich des
Abfluges der RAF-Flugzeuge durch

Ergebnisse aus den Jahren 2004 und 2005

Am 4. Mai 2004 sind die beiden Militärflugzeuge der Royal Air Force, die anlässlich des einjährigen Betriebes auf dem Airport Niederrhein zum Flughafengeburtstag gekommen waren, wieder zu ihren britischen Heimatbasen aufgebrochen. (Beide Jets wa-ren übrigens unbewaffnet. Lediglich Zusatztanks und Transport-behälter waren montiert.) Bei dieser wohl einmaligen Gelegenheit hat die Aktionsgemeinschaft pro:niederrhein mit einem mobilen Phonmeter Messungen der Geräuschpegel vorgenommen.


 


 

Auf nebenstehendem Foto ist unschwer zu erkennen, dass  die Maschine vom Typ "Harrier" bereits beim Rollen auf dem Vorfeld einen Geräuschpegel von über 100 dB(A) hervorruft, gemessen aus kurzer Distanz. Zum Vergleich: Das Kreischen einer Kreissäge aus 7 Metern Entfernung verursacht einen etwa gleichen Wert. Ein vorbeirollender Airbus wurde in ähnlicher Distanz mit 81 dB(A) gemessen. Im weiteren Verlauf ist es dann gelungen, sowohl den Start eines Airbus wie auch den der beiden Militärjets zu dokumentieren.
 
Beim Abflug des Zivilflugzeuges (Airbus A320) wurden aus mittlerer Distanz Werte von maximal 91 dB(A) ermittelt. Auf dem nebenstehenden Bild ist ein Wert von 82 dB(A) dokumentiert. Dieser Pegel stieg jedoch direkt nach der Aufnahme auf den besagten Wert an, nachdem das Flugzeug den Standort des Messgerätes passiert hatte. Auch hier ein Vergleichswert: Der im Bild gezeigte Pegel entspricht in etwa dem eines Staubsaugers aus ebenfalls 7 Metern Entfernung.
Beim Abflug des "Harriers" wurde ein Wert von 104 dB(A) gemessen, allerdings bei erheblich größerer Distanz zum Flugzeug als bei der Messung auf dem Vorfeld. Im Vergleich zu den Werten des "Airbus" bedeutet dies etwa das Vierfache für die Schalldruckwelle.  Anders ausgedrückt stellt dies deutlich mehr als die doppelte Lautstärke dar. Eine Erhöhung des Schallpegels um 10 dB(A) entspricht in etwa der Verdoppelung der empfundenen Lautstärke.
Nach diesen Ergebnissen musste man gespannt sein, welche Werte der Start des "Tornado" erzeugen würde; im Gegensatz zum "Harrier" setzt dieser Flugzeugtyp beim Start einen sogenannten Nachbrenner ein. Hierbei wird die noch nicht verbrannte Luft durch zusätzliche Treibstoffverbrennung zur Erhöhung des Schubes genutzt. Im Gegensatz zum Harrier mit einem Triebwerk besitzt der "Tornado" zwei solcher Aggregate.
Die festgehaltenen Meßwerte für den "Tornado" lagen bei 115 dB(A).  Dies entspricht dem 64-fachen an Schallintensität im Verhältnis zu den gemessenen Werten des Airbus. Für die Lautstärke bedeutet dies eine Vervierfachung, ebenfalls in Relation zum Airbus.
Zudem war das Grollen der Triebwerke des „Tornado“ besonders eindringlich und subjektiv deutlich unangenehmer. Ferner war der abfliegende „Tornado“ wesentlich länger hörbar als die zivilen Flugzeuge.

Am Rande sei erwähnt, dass die Emissionen von Militärjets deutlich höher sind als dies bei modernen Zivilflugzeugen der Fall ist, wie auch auf dem neben- und dem untenstehenden Bild zu erkennen ist.

Die Messungen der startenden Flugzeuge wurden alle aus mittlerer Distanz vom selben Standort aus vorgenommen. Der zeitliche Abstand war gering; die Rahmenbedingungen waren daher bei allen drei Messungen annähernd gleich.

Die durch die Messungen festgehaltenen Werte entsprechen hinsichtlich der Lärmentwicklung den Gegebenheiten zu Zeiten des militärischen Flugbetriebes auf der ehemaligen RAF-Airbase Laarbruch. Sowohl "Harrier" als auch "Tornado" waren hier viele Jahre im Einsatz.


Die 2004 ermittelten Ergebnisse wurden 2005 eindrucksvoll bestätigt. Am 23. Mai verließen zwei der Kampfjets, die auf dem Airport-Festival ausgestellt waren, den Airport Weeze in Richtung Osten. Um 10.36 Uhr startete der Harrier-Kampfjet, und um 10.56 verließ der Tornado der Bundeswehr den Flughafen (siehe nebenstehendes Foto). Bei den vom "Deutschen Fluglärmdienst" (www.dfld.de)
vorgenommenen Messungen an der Station Weeze
erzielten diese beiden Flugzeuge die mit Abstand höchsten Werte.

Bemerkenswert dabei ist, dass der Tornado den maximalen Messbereich von 100 dB(A) sogar überschritten hat, was seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie der Fall war. Die anderen Flugbewegungen des Tages wurden mit Werten um 70 dB(A) gemessen.


Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Geräuschentwicklung der Militärjets um ein Vielfaches höher ist als die eines modernen Verkehrsflugzeuges.

Der Ausschlag eines Phonmeters, gleichgültig, ob nun fest installiert oder mobil, ist von verschiedenen Einflüssen abhängig. So spielen z.B. Windrichtung, Luftfeuchtigkeit, Exposition der Sensoren, Windeinwirkung auf die Sensoren, Verschmutzung, Hintergrundgeräusche etc. eine bedeutende Rolle. Jede Lärmmessung unterliegt wechselnden Umweltbedingungen und damit einer gewissen Zufälligkeit. Je länger der Betrachtungszeitraum ist, desto stärker wirken sich diese Umwelteinflüsse aus und können zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen.

Die absoluten Zahlen sind daher in allen Fällen nur begrenzt brauchbar. Wesentlich aussagekräftiger ist allerdings die Relation der Werte zueinander, wenn unter vergleichbaren Bedingungen gemessen wird.

Bei der hier dokumentierten Lärmuntersuchung ist in kurzem zeitlichen Abstand unter vergleichbaren Bedingung gemessen worden. Dabei zeigte sich mehr als deutlich, dass die Lärmemissionen von Militärjets erheblich über denen moderner Verkehrsflugzeuge liegen.

Das bedeutet aber auch, dass der militärische Flugbetrieb auf Laarbruch zu Zeiten der Royal Air Force in allen Bereichen (Start, Landung, Überflug) wesentlich lärmintensiver und damit belastender für die Anwohner war als der aktuelle zivile Luftverkehr.
 

Video der Starts

Text für pro:niederrhein: Andreas Imhof, Rolf Toonen
Fotos für pro:niederrhein: Andreas Imhof, Martin Kramer
Video für pro:niederrhein: Rolf Toonen

Letzte Änderung: 11.06.2005