Hinter dieser Tür zu
"U-65" verbergen sich
die drei Dieselmotoren.
Die "Brücke" mit "Kapitänleutnant"
Hal Palmer.
Einer der drei Diesel-
motoren, im Vordergrund
ist ein Teil eines Generators
zu sehen.
Typenschild eines der Motoren.
Die Technik will gepflegt
sein; Hal Palmer bei der Arbeit.
Laut sind sie ja
Das engagierte
Team
Der Kühler sorgt
für die richtige
Betriebstemperatur.
Einer der Motoren
in vollem Lauf.
Steuerstand.
Ein wichtiges Accessoir:
Die Ölkanne
Blick in das Kurbelge-häuse
mit Kurbelwelle und Pleuel.
Schon imposant!
Ölwechsel: 200 Liter!
Schweißtreibende Arbeit am
Generator.
Reparatur am Außen-kühler
Das Altöl muss erst einmal
raus.
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Nein, auch das RWE kommt jährlich mit einer kleinen Überraschung; aber dann
gehen keine (Weihnachts-) Lichter an - ganz im Gegenteil! Um seine Technik
zu warten, erlaubt sich der Stromversorger des Airport Weeze nämlich Jahr
für Jahr, dem Flughafen einen lieben langen Arbeitstag den Strom abzudrehen,
um Transformatoren zu tauschen, Kabel zu erneuern und so weiter (s.
RP-Bericht vom 17. 11. 05 unter „Presseschau“).
Dieses regelmäßige „Geschenk“ der RWE hatte den „Technischen Dienst“ des
Airports in den vergangenen Jahren gehörig auf Trab gehalten: Eine
Ersatzstromanlage besorgen, aufstellen, und für die kurze Zeit die ganze
Stromversorgung umstellen. Eine Angelegenheit, die bei den Beteiligten wenig
Begeisterung auslöste (wenn man vom Vermieter der Anlage absieht). Zur
Freude des Anlagenvermieters gedachte das RWE in diesem Jahr, die
Stromversorgung besonders gründlich zu warten (ein Schelm, wer Böses dabei
denkt!): Es standen gleich zwei Tage Stromabschaltung auf dem Programm. Aber
nein, nicht hintereinander, es sollten schon zwei Wochen dazwischen liegen,
damit jeder so richtig was davon hat!
So herausgefordert, brannte der „Technische Dienst“ des Airport Weeze
darauf, es allen zu zeigen, wozu die kleine, aber hoch motivierte Truppe um
den „dienstältesten“ Laarbrucher, Hal Palmer, in der Lage ist. Wie war das
noch, hatten die Briten nicht einen funktionsfähigen Flugplatz hinterlassen?
OK, es waren schon 6 lange Jahre ins Land gegangen. Und was seither nicht
genutzt wurde, ist vielfach nicht mehr zu gebrauchen.
Aber gibt es da nicht jemanden, der seine alten, soliden Diesel liebevoll
pflegt und stolz bei jeder Führung vorführt? Richtig, „Mr. Airport“, Hal
Palmer! Schließlich arbeitet er seit 1968 auf Laarbruch und kennt „seine
Technik“ im Schlaf. Auch die Royal Air Force (RAF) war auf Stromausfall
vorbereitet. Dafür hielt man im so genannten „Kesselhaus“ drei
Notstromdiesel bereit. Und diese Diesel wurden regelmäßig getestet und für
die Stromversorgung des ganzen Airports genutzt. Seit 1954. Jedes Jahr, bis
1999. Dafür reichten zwei Geräte aus; das dritte war Reserve.
Eigentlich sollte in die alte Technik nach den Abzug der RAF nichts mehr
investiert werden, aber unter diesen Umständen lohnte sich ein Umdenken.
Gepackt vom Ehrgeiz bastelten die Techniker tagelang an der alten, soliden
Technik; bis tief in die Nacht schraubten, putzten und testeten die
Protagonisten ihre alten Schätzchen. Waren unsere (unseligen) Vorfahren mit
den alten Schiffsdieseln (wer kennt ihn nicht, den legendären Diesel im Film
„Das Boot“) nicht bis in den Pazifik geschippert, und das auch noch unter
Feindeinwirkung?! Da würden den baugleichen Maschinen ein paar Stunden
„Zwischenspurt“ wohl wenig anhaben. Schließlich handelt es sich um eine
alte, aber sehr solide und extrem zuverlässige, vielfach erprobte Technik.
Gute alte deutsche Wertarbeit, wenn man so will: Diesel von MAN, Generatoren
und Schaltschränke von Siemens.
Dass die Technik gut und zuverlässig ist, stand eigentlich nicht zur
Debatte; aber woher Ersatzteile bekommen? Kleinigkeiten, aber ganz
wesentliche: Wer etwa hat noch einen Ölfilter für einen 6-Zylinder-Diesel
von 1954? Im Land des Herstellers nicht mehr aufzutreiben. Aber zum Glück
gibt es ja die pfiffigen, geschäftstüchtigen Nachbarn jenseits der Grenze.
Dort wurde man schließlich fündig, und nach kurzer Wartung liefen die Diesel
wieder völlig „rund“. Ein erhebendes Gefühl für alle Beteiligten;
schließlich wurde die Arbeit von Erfolg gekrönt!
Nach erfolgreicher Generalprobe liefen die guten alten Diesel am ersten
Einsatztag (16.11.) von 6.00 bis 20.00 Uhr. Eigentlich sollte der Strom aus
dem RWE-Netz um 18.00 Uhr wieder eingeschaltet sein, aber im Gegensatz zu
den letzten Jahren dauerte es diesmal besonders lange (ein Schelm, wer Böses
dabei denkt). Für die einsetzende Platzbeleuchtung am Abend musste sich der
alte Diesel dann noch mal richtig „reinhängen“. Bravourös und ohne Murren
meisterte er den Tag.
Zu einem völlig überraschenden Einsatz kamen die alten Generatoren ab dem
25.11.2005. Ungewöhnlich widrige Wetterverhältnisse mit Wind, Schnee und Eis
zwangen das öffentliche Stromnetz am Niederrhein und in weiten Teilen des
Landes in die Knie; die Zuleitung zum Flughafen war besonders schwer
getroffen.
Der erst wenige Tage zuvor installierte neue Trafo (s. Presseschau vom
17.11.) war aufgrund kurzfristiger Überspannung im Zusammenhang mit dem
Unwetter ausgefallen und musste deswegen ersetzt werden. Dadurch war die
Energieversorgung des Flughafens aus dem öffentlichen Netz über 48 Stunden
unterbrochen; erst
am späten Sonntagabend (27. 11.) konnte der Energieversorger die
Stromversorgung am Airport Niederrhein wiederherstellen!
Eine derartige Situation hatte es auf Laarbruch und am Niederrhein seit
Jahrzehnten nicht gegeben. Zum Glück (im Unglück) waren die Generatoren ja
gerade erst reaktiviert worden, um die für November und Dezember
angekündigten „planmäßigen“ Stromabschaltungen zu überbrücken. Allerdings
waren zwei Maschinen nach dem ersten „regulären“ stromfreien Tag (16. 11.)
gerade zu Wartungszwecken zerlegt, als das Winterchaos hereinbrach;
schließlich war die nächste Stromabschaltung erst für den 1. Dezember
angekündigt.
Der „Technische Dienst“ des Flughafens zögerte nicht lange. Obwohl das
verdiente Wochenende gerade angebrochen war, blieb das Team (und auch die
anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um die „gestrandeten“
Fluggäste kümmerten) wie selbstverständlich im Einsatz, der sich schließlich
über mehrere Tage und Nächte hinzog. Und so mussten die alten Diesel gleich
drei Tage durchhalten und die komplette Stromversorgung übernehmen. Fast so,
als wollten sie beweisen, dass ihnen zu Unrecht jahrelang nichts mehr
zugetraut wurde, und sie sogar ausgemustert wurden, bewiesen sie, dass sie
noch lange nicht zum alten Eisen gehörten!
Trotz fehlender Vorbereitung auf den völlig unerwarteten Noteinsatz gelang
es dem Team, jeweils einen der Generatoren während des Stromausfalls am
Laufen zu halten. Tag und Nacht wurde geschraubt, improvisiert und
repariert, um die Versorgung sicher zu stellen. Ein neuer Rekord, und das
ohne „Vorwarnung“ aus dem Stand heraus; zu Zeiten der Royal Air Force auf
Laarbruch mussten die Aggregate jährlich nur ein Mal für maximal 24 Stunden
volle Leistung bringen.
Unerwartet „getestet“ und unter schwierigsten Umständen bewährt, war das
Team mit seinen Generatoren auf den letzten „regulären“ stromfreien Tag (1.
12. 2005) nunmehr bestens vorbereitet. Alle drei Diesel waren einsatzbereit
und liefen während der Stromabschaltung absolut zuverlässig (s. Filme).
Daher konnte man sich den Luxus leisten, alle drei Aggregate mit nur
geringer Leistung zu „fahren“, um die Motoren nicht unnötig zu belasten; der
Output reicht aus, um den Flughafen vollständig mit Strom zu versorgen. Nach
getaner Arbeit kann sich das Team zurücklehnen. Wenn nicht noch mal der
Winter „zuschlägt“, dürfte der nächste Einsatz erst wieder in einem Jahr
stattfinden.
Das erfolgreiche „Comeback“ der alten Generatoren hat bereits zu einem
Umdenken geführt; die „alten Schätzchen“ sollen dauerhaft aus ihrem
„Vorruhestand“ erlöst werden und in Zukunft (wieder) die nötige Pflege
erhalten, damit sie ggf. schnell reaktiviert werden können. Man weiß ja nie…
Wer wollte da noch zweifeln, dass es eine mutige und richtige Entscheidung
war, die stillgelegten Generatoren wieder auf Trab zu bringen. Die guten
alten Diesel und das engagierte, hoch motivierte Team des „Technischen
Dienstes“ hatten es allen gezeigt: Auch mit alter Technik lässt sich solide
Leistung erbringen! Chapeau!
Nachtrag des beeindruckten Beobachters: Als ich vor einigen Jahren mit dem
Zug von Bonn nach Köln zur Arbeit fuhr, blieb der Zug im Bahnhof Roisdorf
mit qualmender Lokomotive und Trafo-Schaden liegen. So hatte ich Zeit, mit
dem Lokführer einige Worte zu wechseln: „Die Lok (eine E 10 von 1958) ist ja
schon ziemlich alt, das wundert mich nicht“. Darauf strich der erboste
Lokführer über das Führerhaus und entgegnete mir: „Das ist das erste Mal für
mich; diese ‚alten Kisten’ laufen viel zuverlässiger als dieses ‚neumodische
Zeug’ (er meinte wohl die computerisierte BR 156). Da spinnt dauert die
Elektronik und dann geht gar nichts mehr. Ein Elend, bis das Ding wieder
hochgefahren ist. Was meinen Sie, warum wir heutzutage so viele Ausfälle
haben?!“ Da war ich erst mal sprachlos; dann dämmerte es mir: Hatte ich das
nicht auch alles schon mal mit meinem neuen, vor moderner Elektronik
strotzenden Auto erlebt?
Ach ja, und dann ist da ja noch die Sache mit den alten Dieseln auf
Laarbruch…
Text: Rolf Toonen und Andreas Imhof
Fotos: Hal
Palmer und Andreas Imhof
Videos: Rolf Toonen
04.12.2005
Die Download-Dauer der
Filme ist von der jeweiligen Übertragungsrate abhängig und ohne
DSL nicht empfehlenswert.
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